Über die Arbeit in der Glauser-Jury. Interview mit Dorle Gelbhaar

Plakat: © Syndikat

Liebe Dorle, wir kennen uns durch die gemeinsame Arbeit in der Glauser-Jury. Magst du kurz beschreiben, was dort unsere Aufgabe war?

Aus weit über 400 deutschsprachigen Kriminalromanen hatten wir den besten des Jahres 2023 auszuwählen. Der wird am 18. Mai auf einer Galaveranstaltung des Syndikats in Hannover präsentiert und mit dem Glauser ausgezeichnet.

Wie hast du persönlich das Jahr erlebt? Was waren deine Höhepunkte?

Hm. Wo fange ich da an? Also, der Austausch unter uns war wunderbar. Die eigene vorläufige Wertung mit den Eindrücken der anderen zu vergleichen, die Chance zu haben, das jeweilige Buch auch mit den Augen anderer anschauen und so die eigenen Maßstäbe zu können ... Das hat was.

Gab es auch Aspekte, die du eher als anstrengend oder aversiv erlebt hast?

Durch die Menge des Lesestoffs war es insgesamt anstrengend. Ich habe oft nachts gelesen, weil ich da auch unter Zeitdruck Genuss an der Lektüre verspüre, nichts stört, nichts lenkt ab. Das kann ich aber infolge eines Unfall nicht mehr auf diese Weise praktizieren. Ich hing in der Bewältigung der Lektüre hinterher, die anderen diskutierten schon um etliche Romane voraus, ich hatte Mühe, den Anschluss zu halten.

Magst du etwas persönlich zu den fünf von uns nominierten Romanen sagen?

Ja, erstmal wird das eine super-spannende Sache, wenn bei der Abschlussgala diese vorgestellt werden. Denn alle fünf Kriminalromane sind grandios, wenngleich auch äußerst unterschiedlich, eigentlich gar nicht vergleichbar. Mal sind sie witzig, mal traurig, nachdenklich, …alles dabei, also, da gibt es einiges ... ach was, mehr sage ich jetzt nicht, sonst verplappere ich mich noch.

Falls sich Kollegen für die Arbeit in der Jury interessieren, was würdest du ihnen mit auf den Weg geben?

Man darf die Arbeit, die auf einen zukommt, nicht unterschätzen. Vor allem in der Endphase liegen die Nerven blank. Wir haben uns gut ergänzt, zum Schluss auch mit den Augen der anderen schauen können, deshalb aber unsere jeweilige Individualität nicht aufgegeben.

Noch etwas Persönliches zu dir. Ich bin mir nicht sicher, ob du mehr wissenschaftlich und journalistisch über den Krimi geschrieben hast oder mehr als Krimi-Autorin tätig warst. Wie ist dein Verhältnis zum Krimi?

Mich fasziniert immer wieder, wie viele Spielarten die Kriminalliteratur bietet und dass sie faktisch ein überaus großes Publikum in allen sozialen Schichten hat. Ich habe ziemlich viele Texte zur Kriminalliteratur geschrieben, bevor ich 1998 meinen ersten eigenen Kriminalroman verfasst habe und ins Syndikat eingetreten bin. Mir hat auch immer imponiert, wie vorurteilsfrei die Schreibenden hier sind. In gewisser Weise gibt der Stoff das auch vor. Jedenfalls, wenn der Krimi gut werden soll.

Was macht für dich einen Krimi zu einem guten Krimi?

Er muss unterhaltsam sein, spannend natürlich auch. Aber wenn da nicht auch noch ein bisschen was mehr ist, habe ich anschließend ein leeres Gefühl und das gefällt mir dann nicht so sehr.  

Vera Buck, Sabine Kunz, Elsemarie Maletzke, Joachim B. Schmidt, Sven Stricker: So heißen diejenigen, deren Bücher in diesem Jahr für den Roman-Glauser nominiert wurden. Auf der Homepage des Syndikats das-syndikat.com sind weitere Infos zu ihren Büchern zu finden. Zum Galaabend auf der Criminale in Hannover werden voraussichtlich auch alle anreisen, teils von weit her.